Unter dem Titel „Why Ugly Sites Convert Better Than Yours“ geht Scrivs der Frage nach, warum es auch hässliche Webseiten schaffen, zu verkaufen. Oft sogar besser als solche, die auf den ersten Blick schön und gut gestaltet sind. Schöner alleine bedeutet eben nicht gleich erfolgreicher und kann sogar zum Hindernis werden. Gutes Design muss zu Gunsten anderer Faktoren auch mal Abstriche machen.
Oft wird übertrieben und so müssen auch die einfachsten Elemente, z.B. bei Formularen, krampfhaft umgestaltet werden, nur damit sie schöner werden – und der ein oder andere sich besser fühlt. Und gerade in diesem konkreten Punkt verbirgt sich eine große Gefahr.
Das gute alte Usability-Gespenst. Ich weiß, Usability kann auch hässlich sein. Aber ganz oft macht sie den Besuch einer Website und die Erledigung von Aufgaben gerade schön(er).
Eine Checkbox ist eine Checkbox und die Nutzer erwarten eben, dass sich bestimmte Elemente nie verkleiden. Gerade dann, wenn es um Interaktionselemente geht. Deren Funktion und Aussehen sind über Generationen und Unmengen von Webseiten hinweg gelernt und wecken Erwartungen. Auch die Betriebssystem spezifische Darstellung im Browser spielt eine Rolle. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Das gilt v.a. für Checkboxen, Radiobuttons oder Selectboxen.
Die übermäßige Um- und von mir aus auch Schönergestaltung liefert in vielen – wahrscheinlich den meisten – Fällen nur wenig bis gar keinen Mehrwert. Im Gegenteil riskiere ich Probleme bei der Nutzung. In der Folge erhöhte Abbruchquoten und andere (kostspielige) Konsequenzen.
Ein Gedicht
Ein Bleistift hat mich vergewaltigt,
Hat meine Züge vergestaltigt
Und hinterlistig auf ein Blatt
Papier gebracht.
Ich muß gesteh’n, der Bleistift hat
An sich die Sache gut gemacht.
Aus Der „Gezeichnete“
Gute Gestaltung von Webseiten und Formularen
Natürlich soll gestaltet werden und den Besuchern einer Webseite auch optisch etwas geboten werden. Gute Designer wissen das auch und verlieren sich nicht in gestalterischen Details, ohne den Fokus zu verlieren. Webseiten und deren Nutzer haben Ziele. Diese sollten auch im Designprozess schon bekannt und als Umgebungsvariablen berücksichtigt werden.
Andreas Spannbauer sagt:
„Vergestaltigung“ – Danke für diese Wortspende, das triffts wirklich gut.
23. September 2010 — 10:59
Oliver sagt:
Super, vielen Dank für diesen Artikel und – vor allem – die ganzen Links. Mein Instapaper für das Wochenende ist jetzt voll 🙂
24. September 2010 — 12:04
Björn sagt:
@Oliver: Kein Problem 🙂 Habe bei der Gelegenheit eben gleich meine Bookmarks zum Thema dazu gepackt.
24. September 2010 — 13:13
Marco sagt:
Es ist immer wieder spannend, wie schnell man sich selbst dabei ertappt, nicht den Inhalt oder die Bedienbarkeit (Usability) sondern das Design an oberste Stelle zu stellen. Es gibt doch diesen schönen Merksatz: »Form folgt Funktion!« Vielleicht muss man sich einfach des öfteren Mal darauf besinnen.
Toller Artikel! Danke.
4. Oktober 2010 — 13:36
Thomas (Webdesigner) sagt:
Danke für die Linksammlung. Werde ich eingehend durchforsten.
21. Oktober 2010 — 15:27
Dennis sagt:
Ok, ok, bin auch schon in diese Falle getappt… werde aber in Zukunft etwas sensibler sein
Danke für den Beitrag.
11. November 2010 — 6:48
Bruckner sagt:
Der Lacher des Tages, dankeschön 😀
4. Januar 2011 — 15:26
Dietmar (Webdesigner) sagt:
Mit dem Wort „Vergestaltigung“ hast Du auch mir ein Schmunzeln auf die Lippen gezaubert.
@Marco: Du hast Recht, man vergisst es gerne. „fff“ gehört als Post-It an den Bildschirm geklebt.
Bill Gates hat angeblich mal gesagt „Wenn du es nicht gut machst, dann versuche es wenigstens gut aussehen zu lassen.“.
Danke für Deinen Blog!
9. Januar 2011 — 15:10
Michael sagt:
Vor lauter Einbindung von grafischen Elementen wird oft vergessen, die für unerfahrene User zu erstellen. Das Ergebnis zeigt sich dann in der Absprungrate.
Best Grüße
Michael
17. Februar 2011 — 20:43
Webdesign Goslar sagt:
Spitzen Artikel. Vielen Dank dafür
10. März 2011 — 10:20
Katarina sagt:
Ich denke aber auch, dass so mancher „großen“ Webseite ein paar zusätzliche Design-Stunden nicht geschadet hätten. Sieht man sich beispielsweise Facebook an: die kleinen, verpixelten Icons und das leicht grau aufleuchtende Logo beim hover sehen wirklich grausam aus. Eine Seite die hingegen 50 Besucher am Tag zählt muss nicht eigenst illustrierte Icons benutzen. Man sollte also an die Besucherzahl denken und überlegen, ob der Aufwand lohnt.
17. März 2011 — 14:28
Lupo sagt:
Der Titel war „heftiger“ als der Artikel selbst.
Nichts geht über Usibility. Sonst ist man manchen Kunden schneller los, als man denkt.
Wir hatten selbst ein wunderschönes Bild im Hintergrund des Shops. Zu Testzwecken haben wir es für einen Monat rausgenommen. Das Errstaunlichste: Ohne hübsches Hintergrundbild wurde deutlich mehr eingekauft!
12. April 2011 — 12:00