UX & Webdesign

HTML5-Demo verursacht einen kleinen Webstandards-Schluckauf

Apple’s HTML5 Showcase stößt teils auf großes Unverständnis.

Der Showcase zeigt eindrucksvoll, was möglich sein wird. Dabei sieht das Ganze wie gewohnt auch noch sehr ansprechend aus. Sofern man die Seite mit Safari besucht… Denn nur dann, kann man sehen, was möglich sein wird. Oder man trickst ein bisschen.

Ein wenig kann ich dieses „Ausperren“ sogar verstehen.

Es handelt sich um eine Demo, die zeigen soll, was HTML5, CSS3 und Javascript zukünftig und im Zusammenspiel mit Safari so alles können. Man will vermeiden, dass die Demoseiten auseinanderfallen, besucht man sie mit einem Browser, der noch nicht ganz so weit ist. Webdesigner und -entwickler sollten in der Lage sein, sich den Safari zu installieren. Eigentlich sollten sie ihn eh schon drauf haben 😉

Aber es geht um Webstandards. Offene Standards.

Offene Standards

Die Sache hat einen faden Beigeschmack. Es ist eine Demo, die Implementierungen von noch nicht fertigen Standards demonstriert. Und als solche – Demo oder Testseite – sollte sie auch dargestellt und präsentiert werden. Hier entsteht allerdings der Eindruck, HTML5 und CSS3 seien fertig und Safari der einzige Browser, der damit bereits umgehen kann.

Standards aren’t add-ons to the web. They are the web. And you can start using them today.

HTML5 und CSS3 sind noch nicht fertig. Gut, sie werden es auch nie sein. Wie zuvor HTML4, CSS 2 etc.  Es ist aber noch etwas früh, solange man den meisten Nutzern die schöne neue Webdesign-Welt nur mit Hilfe von Kniffen und Fallbacks bieten kann. Die meisten Anwendungsfälle haben in der Wildnis mehr oder weniger noch experimentellen Charakter.

Außerdem: Wer für offene Standards einsteht und diese propagiert, sollte diese auch so behandeln. So z.B. haben proprietäre bzw. Browser spezifische CSS-Präfixe nichts im Code zu suchen. Gerade dann, wenn es dafür bereits allgemeine, durch einen (noch unfertigen) Standard definierten Eigenschaften gibt: -webkit-border-radius -> border-radius.

Der Browserkrieg, der keiner mehr ist

Ich schätze Apple’s Engagement für Webstandards. Ein großes Unternehmen kann oft mehr und schneller bewegen, als der Einzelne. Natürlich aber geschieht das nicht ganz ohne Hintergedanken. Browser gibt es, so den Safari auch, für lau. Aber drumherum steckt die Kohle, die man möglichst schnell fördern möchte. Auch und v.a. die Konkurrenz von Microsoft sieht das auch so. Denen aber kann man im konkreten Fall zu Gute halten, dass sie ihre Demos offen halten.

So offenbart auch die HTML5-Flash-Diskussion ein Eigeninteresse des Browserherstellers. Es geht nicht nur darum, das Web durch die Verwendung offener Standards weiter zu öffnen. Löst HTML5-Video Flash ab, könnte man so einen indirekten Konkurrenten aus der eigenen System- und Software-Landschaft verbannen.

Anmerkung: Mir geht’s nicht um Kernobst-Bashing. Ich selbst nutze zwei Geräte aus dem Hause A. Bin sehr zufrieden, ein überzeugter, aber eben auch neutraler, mitunter kritischer Nutzer/Kunde und Webdesigner.