Man kann sich vieles schön rechnen. So natürlich – und v.a. – auch die Statistiken zu Websites. Manchmal muss man die Zahlen regelrecht verkaufen, oder zumindest vieles erklären. Die Gleichung ist nicht ganz so einfach. Der Erfolg einer Website definiert sich nicht in erster Linie über die Anzahl der Besucher am Tag. Schon gar nicht über die Pageimpressions (PI).
Eine Website ist dann gut und kann dann Erfolg haben, wenn sie die Erwartungen der Besucher weitestgehend erfüllt und ihnen auch ein wenig Freude bereitet. Die Erwartungen bestehen sehr oft darin, bestimmte Informationen zu finden. Meistens dann, wenn sie über Suchmaschinen auf der Website landen. Freude bereiten kann man mit einem angemessen ansprechenden Design, dem ein oder anderen Feature und v.a mit Übersicht und Bedienbarkeit.
Die PI kann man auch künstlich erhöhen, indem man einen Artikel auf mehrere Seiten verteilt. Das wiederum stört mich persönlich sehr, da mein Lesefluss stark beeinträchtigt wird. Ein Klick und die Ladezeit sind eben nicht ganz mit dem Umblättern einer Buchseite vergleichbar.
Interpretationsbedarf
Der besteht immer, wenn es darum geht, eine Aussage zu den Besuchertrends und dem Besucherverhalten zu treffen. In bestimmten Fällen muss man fast von vorne anfangen. Die Dokumentation langfristiger Trends kann außerdem auch beeinträchtigt werden. Ein Beispiel: Es wurde ein neues Trackingverfahren eingeführt. Siehe da, ein Einbruch um fast die Hälfte bei den Visits. Das kann natürlich nicht sein. Solche Differenzen liegen dann in unterschiedlichen Verfahren begründet. Was bleibt ist der Interpretations- und Erklärungsbedarf.
Das Problem mit den Zahlen
There are lies, damn lies, and statistics. Then there are web statistics. Marketing departments love web statistics and they are blatantly used to promote the success of companies and web sites.Craig Buckler
Dieses Zitat stammt aus dem Artikel How to Sell Statistics to Clients. Die aufbereiteten Besucherstatistiken gewinnt man aus einer simplen Datei. Die Logdatei, die quasi jede Bewegung auf einem Webserver mitschreibt. Dazu gehören z.B.
- URL der aufgerufenen Seite
- Zeitpunkt
- Statuscode (z.B. 404 für nicht gefunden)
- Browser und Betriebssystem
Das alles lässt sich dann in einem weiteren Verarbeitungsschritt übersichtlicher aufbereiten und aufhübschen. Aber selbst dann verstehen viele Menschen die Aussage hinter den Zahlen nicht. Visits, Pageimpressions etc. sind noch relativ einfach. Geht es aber darum, bei diesen Größen Antworten auf Auffälligkeiten zu finden, muss man auch die anderen Daten heranziehen. Dann muss man interpretieren, erklären und oft sogar verkaufen. Die Daten liefern uns sogar erste Hinweise auf mögliche Usabilityprobleme.
So z.B. können auf einmal die Besucherzahlen einbrechen. Die Ursache kann eine ganz einfache, aber nicht aus den Statistiken lesbare sein. Gab es Probleme mit dem Webserver, verbunden mit extrem langen Lesezeiten, springen viele Besucher ab. Ein Usabilityproblem, das nichts mit der Qualität der Inhalte und dem Design zu tun hat.
Erste Orientierung und Seitenüberwachung
Die reine Aufbereitung mit Diagrammen und Tabellen reicht noch nicht aus. Das ist die Grundlage für die weitere Arbeit. In Monatsreports bieten die Zahlen eine Orientierung für andere. Ggf. melden diese sich bei Auffälligkeiten. Mehr bieten die Websitestatistiken, so wie sie da liegen, noch nicht. Von mir aus auch Show-Off – wer’s braucht. Aber es gibt ja Leute, die dann weiter mit den Statistiken arbeiten können. Erst dann wird’s so richtig interessant.
der Webworker sagt:
Was hast’n gegen Klickvieh? 😉
Der Rest liegt auf der Hand, Problem ist allerdings weiterhin bleiben, dass viele gar keine Statistiken führen oder eben nur eine für’n Chef. Vorzugsweise im XLS-Format 😉
jm2c
Kai
7. April 2009 — 21:10
Anne-Kathrin sagt:
Ich gehöre wohl zu denen, die weiter mit Statistiken arbeiten können.
Und es ärgert mich immer wieder, wie wenig differenziert rein deskriptive Daten einfach mal präsentiert werden.
Der Vorteil ist vielleicht, dass die so präsentierten Zahlen kaum jemand versteht und sie damit auch nicht hinterfragt…
„Glaube nie einer Statistik, die du…“ – daran ist sicher etwas Wahres.
Dazu kommt, dass für viele Laien nach Excel Schluss ist. Signifikante Unterschiede, Zusammenhänge, Nebenbedingungen bleiben da schnell mal außen vor.
Schade!
7. April 2009 — 21:42
Anne-Kathrin sagt:
Ergänzend übrigens ist es von Vorteil, vorab Fragen zu definieren (Hypothesen), um dann abzuklären, ob diese Hypothesen haltbar sind.
Kein Ergebnis ist auch ein Ergebnis, auch wenn man es weniger gerne publiziert.
Einfach nur mal „schauen, ob da ein Zusammenhang besteht“ birgt die Gefahr der neverending story, wenn aufs erste nichts herauskommen sollte, was den eigenen, gewünschten Trend (Erfolg?) untermauert.
7. April 2009 — 22:14
Björn sagt:
@Anne-Kathrin: Bisher hielt sich das Hinterfragen in Grenzen. Vielleicht auch, weil wir bei den Reports Auffälligkeiten auch immer kurz kommentieren, so dass andere das auch verstehen können.
Sauberes Tracking und die Dokumentation sind außerdem wichtig für spätere Entscheidungen. Oft bestätigen uns die Zahlen auch 😉 So kann man sich später dann evtl. unnötige Aufwände sparen.
8. April 2009 — 7:41