UX & Webdesign

Man will haben

Der Auslöser war ein Beitrag bei Jürgen Liechtenecker: Ja zu Online Marketing – aber messbar. Hier ging es um den voreiligen und oft zweifelhaften Einsatz großer Geschütze wie etwa Bannerkampagnen im XXL-Format und schließlich um Performancemarketing zum besseren Zielen.

Eigentlich hatte ich vor, direkt dort zu kommentieren. Das wurde dann allerdings schnell etwas umfangreicher. Deshalb hier, auch um auf die folgende Frage, aus den Kommentaren zum Beitrag dort, zu antworten:

Aber: Was antwortet man (d)einem Vorstand mit einer festen Überzeugung in so einem Fall (ich habs da etwas leichter, hier bin ich der Chef)?

Ähnliche Situationen

Nur mit einem Link zu einer tollen Website, die womöglich einen ganz anderen Ansatz verfolgt und dem Hinweis, dass man sich sowas auch vorstellen könne (Sprich: Will haben), können Leute wie Du und ich (Webdesigner, Informationsarchitekten, Interaktionsdesigner usw.) nicht arbeiten. Man soll auch haben. Keine Frage. Nur wir brauchen etwas mehr Werkstoff zum arbeiten.

Solche Einwürfe liefern leider oft nur vage Hinweise zu einigen wenigen Anforderungen, die es weiter zu konkretisieren gilt. Die aber, auf o.g. Weise übermittelt, oft Gefahr laufen, früher oder später zu versickern. Maximal kann man sie noch unter Inspiration verbuchen.

Argumente liefern

Man sollte zunächst versuchen sachlich zu argumentieren. Grundlegende Dinge erklären wie z.B. dass Pageimpressions alleine noch keinen Erfolg verheißen, generierter Traffic nicht gleichzusetzen ist mit „qualifiziertem“ Traffic etc. Hier sollte man sorgfältigst darauf achten, die Zuhörer nicht mit einschlägigem Fachvokabular zu erschlagen. Ein belehrender Ton ist ebenso zu vermeiden. Im Zweifel werden solche Erläuterungen dann als lästige Technik betrachtet und als gegeben vorausgesetzt…

Messen und Dokumentieren

Sollten im Nachhinein, trotz schlüssiger Argumentation bestimmte Maßnahmen – im Zweifel auch „politisch“ – durchgesetzt werden, dann heißt es ganz einfach messen, messen, messen. Sollten die Zahlen dann – was in vielen Fällen so ist – den spärlichen Erfolg einer Maßnahme nachhaltig dokumentieren, gilt es diese mit möglichen Ursachen und – noch besser – Optimierungsmaßnahmen zu hinterlegen. Spätestens dann machts irgendwann click 🙂 Zukünftigen Maßnahmen kommen solche Ergebnisse mit Sicherheit zu Gute. Macht man das nicht, wird man es nochmal genauso versuchen.

Fazit

Das soll nicht heißen, dass großformatige Anzeigen, überladene Startseiten oder dass, was der Mainstream allgemein mit (mäßigem) Erfolg praktiziert, von vorn herein auszuschließen sind. Es liegen oft bereits ein bestimmter Kontext und Zielgruppen zu Grunde, für die bestimmte Maßnahmen geeignet sind. Weswegen bestimmte Formate dann auch funktionieren können. Aber leider werden Mainstreammethoden allzu oft, ohne weiteres Hinterfragen, als Standard und Erfolg verheißend adaptiert. Sie garantieren den gewünschten Erfolg (Ziele?) aber meistens nicht und auch die Höhe des Budgets ist selten der alleinige Erfolgsgarant.

Ohne Frage, haben fast jedes Format oder bestimmte Art von Website ihre Daseinsberechtigung. Sonst gäbe es sie nicht mehr. Ziele, Zielgruppen und Kontext werden aber oft noch unterschätzt. Mit teils spürbaren finanziellen Folgen.