Wer selbst bloggt der weiß, dass da noch mehr ist. Das es was bringt. Nur das Problem besteht darin, dass sich der Mehrwert eines Blogs auch und vor allem (?) über Faktoren definiert, die nicht messbar sind. Ich habe mich dieses Jahr, aus gegebenem Anlass, bereits zwei mal hier im Blog damit beschäftigt. Mit der Frage nach dem ROI von Weblogs.
Ein Jahresbericht zur Beurteilung des Blogs
Mittlerweile ist der bereits erwähnte Jahresbericht fertig und ich habe versprochen, wieder darauf zurückzukommen. Bevor man aber in Euphorie verfällt und denkt „Endlich hat jemand den Gral gefunden“, muss ich etwas auf die Bremse treten – war ja klar…
Ich darf natürlich auch keine konkreten Zahlen nennen. Die Kosten des Blogs konnten wir zwar relativ gut schätzen, auf der anderen Seite können den Aufwänden keine Beträge in Euro gegenübergestellt werden. Wir arbeiten weitere daran, uns auch dieser Seite der Rechnung annähern zu können. Aber es bleibt schwer.
Messen, Wiegen und Zählen
In Unternehmen werden die Aufwände, die man betreibt natürlich auch den Einnahmen gegenübergestellt. Zumindest aber will man messen können, was es kostet oder noch besser, was dabei rum kommt. Nach wie vor können diese Fragen nicht eindeutig beantwortet werden und schon gar nicht in Kennzahlen gefasst werden. Trotzdem muss man denjenigen, die über Zeit- und Geldressourcen entscheiden verwertbare Daten liefern.
Was lässt sich messen?
- Visits
- Pageviews
- Kommentare
- Links von anderen Blogs
- Anzahl Bookmarks (Delicious, Mr. Wong, etc.)
- etc.
Das alles sind aber keine Größen, die sich direkt verrechnen lassen. So müsste man für sich entscheiden, was einem z.B. ein Visit wert ist. Eine Entscheidung, kann nach den bisherigen Erkenntnissen, nur auf Basis eines Vergleichs zwischen einem Blog und klassischen Formen der Kommunikation erfolgen.
Die o.g. genannten Größen können maximal dazu verwendet werden, sich Ziele zu setzen. Traffic-Ziele oder Werte zum Grad der Vernetzung innerhalb des sozialen Netzes.
Was kann man nicht messen und monetär ausdrücken?
- Image
- Vertrauen
- Wert direkter Kommunikation
- Wert des Austauschs zu aktuellen Themen
- etc.
Gerade das aber sind ja die Einflüsse, die sich schlussendlich auch positiv auf Umsätze auswirken sollen.
Ein Ansatz: Kostenvergleich Blog vs. Newsletter
Wir haben die Kosten des Blogs denen eines Newsletters gegenübergestellt. Zunächst einfach nur, um zu sehen ob sich das Blog in einem vergleichbaren Kostenrahmen bewegt. Beide nehmen sich in unserem Fall nicht viel. Das Blog holt sogar auf, da es mittlerweile immer mehr Leser erreicht. So gesehen, hat das Blog schon einen Punkt mehr in Sachen Daseinsberechtigung gewonnen.
Die Kosten lassen sich dann im Verhältnis zu den Visits betrachten. Aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit, wurde für den Newsletter das Öffnen mit einem Visit eines Blogs verglichen. Beides bietet (im Blog zumindest auf der Startseite) dem Leser einen ähnlichen Blick. Nämlich eine Übersicht von Artikelteasern mit Links zum Weiterlesen.
TKP (Tausenderkontaktpreise) wurden nicht verglichen. Der Kontakt beim Newsletter entspricht der Anzahl der Empfänger bzw. der Mail im Posteingang. Um auf dieser Basis vergleichen zu können, müsste man wissen, wie oft ein Link zum Blog bei Google oder auf verweisenden Websites eingeblendet und somit für jemanden sichtbar wird. Nahezu unmöglich.
Fass ohne Boden?
Man könnte solche Zahlenspiele auch noch weiter treiben und andere Ansätze finden. Aber im Endeffekt bezweifle ich immer noch, dass man hier entscheidend weiter kommt. Auf Basis der Aufwände lässt sich zumindest herausfinden, welche Kosten durch ein Blog entstehen und ob diese wettbewerbsfähig gegenüber alternativen Kanälen sind.
Im Endeffekt muss man für sich entscheiden, was einem das Blog wert ist. Wieviel Zeit ist man bereit hineinzustecken? Welchen Preis Preis ist man bereit zu zahlen? Was ist es wert, als Unternehmen in möglichen Image-, Vertrauens- oder gesteigerten Bekanntheitsgrad zu investieren? Ohne Garantie auf entsprechenden (Mehr-) Ertrag.
Auch weil noch keine zufriedenstellende Annäherung gelungen ist, verzichte ich an dieser Stelle auf Beispielrechnungen. Ein Beispiel findet sich hier: Erfolgskontrolle: Was bringt Bloggen wirklich?
Wer sich weiter als Forscher betätigen möchte, kann sich ja auch mal diese beiden Ansätze näher ansehen:
Blogs sind nur ein weiterer Kommunikationskanal?
Wenn man’s sich richtig überlegt, gibt es doch so einiges, was sich nicht direkt messbar auf den Erfolg eines Unternehmens auswirkt. Gute Pressearbeit, gute Kommunikation, guter Support, etc. Das sind altbewährte Formen der Kunden- und Interessentenkommunikation. Im Endeffekt sind Blogs nur ein weiteres – für viele noch fremdes – Kommunikationswerkzeug. Aber mit ihrer weiteren Etablierung werden auch sie irgendwann als selbstverständlich erachtet. Vielleicht erledigt sich dann die Suche nach ihrem ROI von selbst.
Generell sollte man die Sache nicht zu sehr verkopfen. Ein Blog hat für viele Unternehmen seinen Wert, auch wenn sich dieser nicht haargenau beziffern lässt.
Der private Blogger tickt anders
Als privater Blogger wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, den Sinn und Zweck so weit zu hinterfragen. Für mich stehen der Spaß an der Sache, das tägliche Lernen und einige, der oben genannten, nicht messbaren Größen eine Rolle.
Der direkte Austausch mit den Lesern des Blogs und die Gemeinschaft im Kreis anderer Webdesigner. Der Austausch von Erfahrungen zur täglichen Arbeit. Besonders wertvoll und unbezahlbar.
Foto: Indy
Anne-Kathrin sagt:
Es gibt ja, abseits der reinen „Werbung“ (etwas, das wir alle unerträglich fänden) eine Reihe an Facetten, ein Corporate Blog zu starten und am Leben zu halten.
Denkbar ist da einiges, von Diskussion über tagesaktuelle Themen (nicht ganz unkritisch, weil sicher schwierig), einfach der Demonstration von Kompetenz bis hin zu „in unserem Unternehmen sitzen ganz normale, lustige und freundliche Menschen“ (ein Mittel um Hemmschwellen zu überwinden und lebensnaher zu erscheinen).
Gerade letzteres macht ein Blog sympathisch, authentisch und „entspannt“. Es gibt hierfür ja eine Reihe von Beispielen.
Nur lässt es sich eben kaum messen im Vergleich zu einem Ansatz, bei dem das Blog beispielsweise eher „kampagnengesteuert“ konzipiert ist.
Eventuell müsste man hier noch etwas differenzieren?
Dein Fazit finde ich (in Bezug auf deine Untersuchungen!) sehr sympathisch, aber ich kann mir vorstellen, es ist irgendwie auch „unbefriedigend“ oder nicht?
2. April 2009 — 18:52
Björn sagt:
@Anne-Kathrin: Danke für Deine Anmerkungen.
Mein Fazit sehe ich eigentlich normal bis positiv. Die Frage ist nur, ob andere das im Entscheidungsfall ähnlich sehen und die eher „virtuellen“ oder indirekten Vorteile auch sehen.
Bei solchen Entscheidungen sollte man sich, meiner Meinung nach, eher von monetären Messgrößen lösen. Bei Millionenbudgets ist es egal, ob ein Blog 5, 10, 15.000 oder mehr im Monat kostet. Da müsste vorher so einiges andere an Kommunikationsmitteln in Frage gestellt werden.
Würde mit der Zeit keinerlei Dialog und Austausch mit den Lesern entstehen, wäre das für mich eher ein Grund, das ganze zu lassen.
2. April 2009 — 19:13
Anne-Kathrin sagt:
Sorry, ich hoffe, da ist kein Missverständnis entstanden.
Dein Fazit ist keineswegs unbefriedigend, wenn es beispielsweise um dein oder ähnliche Blog geht (denn genau so soll es sein).
Aber was ROI für das Corporate Blog betrifft, denke ich, hätte man sich wahrscheinlich „Handfesteres“ an Ergebnissen gewünscht.
2. April 2009 — 19:51
Björn sagt:
@Anne-Kathrin: Kein Problem, habe ich richtig verstanden 🙂
Mir reichen die Erkenntnisse auch beim Corporate Blog. Die Entwicklung ist positiv. Bin nur mal gespannt, was die Empfänger des Berichts nach der Lektüre sagen 😉
Sind übrigens 40 Seiten. Da ein Blog für unser Unternehmen noch neu war, musste man im Bericht vieles erklären.
2. April 2009 — 19:54
Wolfgang sagt:
Aber mal andersrum gefragt? Was ist der genaue ROI einer Broschüre oder Flyers? Wie messe ich explizit den ROI eines TV-Spots? Was bekomme ich da für das viele Geld bzw. „Handfestes“, wie es Anne-Kathrin ausdrückt? Schnell wird man feststellen, dass der ROI eines Corporate Blogs gar nicht so schlecht ist. Ich denke, dass es eher das „Neue“ ist und die vermeintliche Angst vor einem Kontrollverlust was es bisher Corporate Blogs schwer macht – und nicht unbedingt der genau zu beziffernde ROI. Aufklärung hilft da ungemein. Von daher sind wir auf nem guten Weg 😉
2. April 2009 — 22:01
Wolfgang sagt:
Und update: gerade im Feedreader was passendes entdeckt http://vizedu.com/2009/04/the-roi-of-blogging/
Je nach Blogausrichtung muss man hier natürlich abwägen. Aber schön visualisiert.
2. April 2009 — 22:08
emzo sagt:
Aus gegebenem Anlass:
Bei corporate Blogs sollte man unbedingt im Blick behalten, dass da oft, wenn nicht zu oft, einfach die PR drüber laufen soll. Ich bin mir nicht so sicher, ob das nicht sogar kontraproduktiv ist (im Vergleich zu einer Firmen-Website ohne Blog). Was meint ihr?
21. Januar 2010 — 15:15
Björn sagt:
@emzo: Was war der Anlass? 😉
Aber ich stimme zu. Und doch gibt es sehr viele „Blogleichen“ überhäuft mit Einträgen wie: Die tolle XYZ AG ist jetzt Mitglied. Oder so ähnlich.
21. Januar 2010 — 16:59
emzo sagt:
Angebot, als Corporate Blogger ein paar (dürftige) Mark zu verdienen. Da habe ich zufällig deinen Artikel zum Thema entdeckt. Weiß aber trotzdem noch nicht, was ich davon (corp bloggen für wenig Geld) halten soll…
21. Januar 2010 — 17:23
Björn sagt:
Als Externer für ein Unternehmen zu bloggen, kann zu einem ganz wesentlichen Problem führen. Die Authentizität kann dadurch flöten gehen. Du bist dann nicht Teil des Unternehmens, für das Du schreibst.
Du schreibst dann quasi im Auftrag. Das wiederum kann dazu führen, dass der Blogartikel dann eher wie ein Bericht wirkt, oder im schlimmeren Fall wie pure PR.
Die Unternehmen sollten sich eher selbst fragen, ob sie bereit zum bloggen sind und ob sie es wirklich möchten und es dann ganz einfach tun.
22. Januar 2010 — 10:53
emzo sagt:
Naja die Themen sind schon recht nah´ an dem, was mich interessiert. Aber vorher abzuschätzen wie das dann läuft ist trotzdem schwierig.
22. Januar 2010 — 19:46