UX & Webdesign

CSS3 – es kann losgehen

Klar, die Spezifikation(en) zu CSS3 ist noch nicht abgeschlossen. Auch sind wir noch weit von einer flächendeckenden Implementierung durch die Browserhersteller entfernt. Trotzdem spricht nichts dagegen (hier und da) als Webdesigner den nächsten Schritt zu gehen.

Ich beantworte daher die Frage eines Lesers hier im Blog.

Was ist der Vorteil von CSS3 – Welche Browser unterstützen das zur Zeit?

Vorteile von CSS3

Gegenüber was? Wir sprechen eher über Neuerungen und Weiterentwicklungen, die uns zum einen das Leben als Webdesigner erleichtern, aber v.a. auch neue Möglichkeiten eröffnen. Im Prinzip stehen die Vorteile im Vordergrund (gibt es Nachteile?), die sich aus erweiterten Gestaltungsmöglichkeiten (Bsp. @font-face, Spaltensatz etc.) und Möglichkeiten hin zu effizienterem Code (Bsp. border-radius) zusammensetzen.

Browserunterstützung

Diese Frage kann man sich am besten durch übersichtliche Checklisten beantworten lassen. So z.B. Web Designers‘ Browser Support Checklist oder etwas gezielter bei When can I use…

Man kann sich auch fragen What Does “Support” Mean?

Es kommt v.a noch darauf an

Wie oben erwähnt spricht, trotz der noch nicht vollzogenen Etablierung von CSS3, nichts gegen einen Einsatz bereits heute verfügbarer Techniken. Ob man heute schon CSS3 Eigenschaften verwendet, hängt von den eigenen Anforderungen und Ansprüchen sowie konkreten Kundenanforderungen ab. Auch hier muss wieder das Beispiel der abgerundeten Ecken (border-radius) herhalten.

Möchte ich runde Ecken haben, schreibe ich eine Zeile mehr Code und zack wird alles abgerundet. Das spart im Vergleich zu bisher viele Zeilen Code und Schneidearbeiten in Photoshop. Aber natürlich muss man heute noch Abstriche machen. Bei vielen Webseiten ist es so, dass die meisten Besucher nichts davon sehen werden. Auch hier ist der Browsersupport noch nicht flächendecken vorhanden. Man hat dann im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:

Verzicht auf das Feature bzw. Stilelement: Ich lasse es ganz bleiben. Durch den Verzicht bekommen dann alle Besucher das Gleiche zu sehen. Aber muss das sein? Ich denke nein.

Der Vergleich zu Fernsehgeräten ist nicht von ganz weit hergeholt.

Some viewers still have black-and-white televisions. Broadcasting only in black-andwhite—the “lowest common denominator” approach—ensures a shared experience but benefits no one. Excluding the black-and-white television owners—the “you must be this tall to ride” approach—provides no benefit either.

Verzichtet die Unterhaltungselektronikindustrie auf Dolby-Surround oder digitales Fernsehen, nur weil es noch alte Geräte gibt, die damit nichts anfangen können. Nein. Natürlich nicht, aber eben ohne den Zuschauern etwas Wesentliches vorzuenthalten. Originäres Bild und Ton sind trotzdem für alle verfügbar.

Progressive Enhancement: Warum also nicht neue Techniken heute schon nutzen, wenn sie zur Verfügung stehen? Hier setzt das Prinzip des Progressive Enhancement an. Um das zu verdeutlichen, wieder zurück zum einfachen Beispiel der abgerundeten Ecken.

Als Webdesigner entscheidet man sich dafür, die Ecken von Boxen abgerundet darzustellen. Also schreibt man eine zusätzliche Zeile CSS-Code. Browser, die das bereits heute unterstützen, rendern entsprechend Boxen mit abgerundeten Ecken. Andere, die es noch nicht unterstützen, ignorieren die Anweisung und stellen das Ganze eckig dar. Das tut niemandem weh. Keiner verpasst was, außer vielleicht einen fancy Effekt bzw. Stilelement.

Aber: Nun könnte es sein, dass ich allen meinen Besuchern Boxen mit abgerundeten Ecken präsentieren möchte.Oder ein Kunde besteht ganz einfach darauf, weil er dem Prinzip des Progressive Enhancement nicht folgen möchte.

Tja dann gibt es auch Mittel und Wege. Mehr Schmerzen natürlich auch. Es sind dann ein paar mehr Zeilen Code und Bildbearbeitung notwendig. Oder man versucht das Ganze mit Hilfe von Javascript zu realisieren. Wobei sich mit JS auch keine 100% Abdeckung erreichen lässt (manche Nutzer haben JS deaktiviert). Aber runde Ecken sind zugegeben ein relativ kleines Problem. Im Falle vom Spaltensatz sprechen wir z.B. dann von noch weitreichenderen Fragestellungen und Workarounds.

Ähnlich verhält es sich auch mit anderen neuen Möglichkeiten in Richtung CSS3. Im Endeffekt muss man sich selbst entscheiden, wieviel einem der größere Aufwand wert ist, oder aber auch, die Anforderungen der Kunden beantworten diese Frage von ganz alleine.

Weitere Links zum Thema

Man kann aber nach wie vor noch nicht daran glauben, in naher Zukunft schon problemlos die neuen Techniken anwenden zu können. Schon vor drei Jahren und länger war CSS3 ein konkretes Thema. Wie dieser bereits über drei Jahre alte Artikel stellvertretend zeigt: CSS3 – Alles wird gut?

Allerdings sind wir von der Einführung vermutlich noch weit entfernt und auch dann ist noch ein gutes Stück zu gehen bis die breite Anwendung sinnvoll möglich wird. Vielleicht sehe ich den kommenden Weg aber auch einfach zu pessimistisch. In diesem Punkt würde ich mich jedenfalls gerne irren.Dirk Jesse im Webkrauts-Artikel